Die Radio Dead Ones waren eine der wenigen Bands aus Deutschland die so richtig guten Punkrock im US Stil spielen konnten. Als riesen US Bombs Fan war das genau mein Ding! In Frankfurt, einem Festival bei Siegen und in Saarbrücken, habe ich mich jeweils etwas mit Säger Bev unterhalten. Leider löste sich dann die Band auf. Etwa ein Jahr später wurde bekannt, dass Bev eine neue Band namens Berlin Blackouts gegründet hat. Schnellstmöglich habe ich die Truppe angehört und als durchaus würdigen Nachfolger empfunden. Bev hat sich die Zeit genommen uns seine Lieblingsscheiben vorzustellen!
1R.E.M.- New Adventures In Hi-Fi
’92 liefen REM auf MTV hoch und runter mit „Everybody Hurts“. Ich fing damals gerade an mich mit The Clash, Sex Pistols und Ramones im Punkrock zurecht zu finden. REM waren dann doch etwas zu massentauglich, um einem 10 jährigen hinterm Ofen vorzulocken. Doch als ’94 das „Monster“ Album erschien, wurde ich Fan. ’96 brachten sie dann ihr bestes Album raus – meiner Meinung nach. Dieses Album hat mich bis heute in all den 20 Jahren nie losgelassen. Michael Stipe ist großartig. Er ist intelligent, humorvoll, inspirierend und er schafft es mir Sonnenschein zu bringen an einem eisigen verregneten Februarmorgen, auf meinem Fahrrad, auf dem Weg zur Arbeit. Ich denke, wenn Musik das vermag, ist sie gut.
14 Songs von denen alle ausnahmslos gut sind, darum gibt es auch keinen Lieblingssong für mich. Mein Bruder hat Michael neulich getroffen und meinte er sei sehr sehr sympathisch. Alles andere hätte mich wirklich schwer bestürzt.
2Sex Pistols – Never Mind The Bollocks
Machen wir’s kurz; wer Punkrock auf eine Platte komprimieren will, braucht blos zu dieser zu greifen. Steve Jones ist ein mega Gitarrist. Ich wünschte ich könnte so spielen wie er und hätte die schönen Augen von Johnny Lydon.
33 Colours Red – Pure
’97 erschien diese Platte. Ich stieß zufällig auf 3CR als sie mit SNFU im SO36 spielten – die Show war atemberaubend. 1 Jahr später waren die Jungs die große Sensation in England und kontrollierten dort eine Weile die gesamte Musikpresse und die Charts. Mir war das egal, ich lief mit gebrochenem Teenager-Herz rum und probierte die ersten chemischen Drogen, diese Platte half mir damals klarzukommen. Fetter Sound, großartige Melodien, sehr geiler Sänger.
Ein paar mal hab ich sie mir dann noch live angeschaut, im Vorprogramm der Beatsteaks usw., als Radio Dead Ones hatten wir dann auch das Glück mal mit den Jungs zusammen zu spielen. Das war ein geiler Abend für uns Kids. Leider lebt der Drummer mittlerweile nicht mehr.
4Terrorgruppe – Musik Für Arschlöcher
Die wohl einzige deutschsprachige Platte, die mein Leben beeinflusst hat. Mit 8, 9, 10 fand ich die Hosen gut, aber das hat meine Musikwelt nicht verändert. Mein Bruder und ich hatten ’94 bereits ein paar Vinylsingles von TG, aber als dann ’95 dieses Album kam, liefen wir Amok. Die Texte, die Melodien, die Attitüde – wir waren sofort hin und weg. Von da an war Kreuzberg ein heiliger Ort für uns. Im Plastic Bomb gab es damals eine mehrseitige Berlinführung mit der Terrorgruppe. Dieser Artikel diente uns als Schlachtplan für unsere Kreuzbergbesuche.
„Keine Airbags für die CSU“, „Schöner Strand“, … ach wa soll das, wenn ich hier meine Song-Highlights aufzähle, reicht auch Copy-Paste der gesamten Trackliste.
Für mich stehen TG mit dieser Platte immer noch an der absoluten Spitze des Deutschpunk, vielleicht auch weil sie dieses Genre ständig selbst sprengen. Der Sound klingt nicht so typisch deutsch, die Texte sind witzig und nicht so verbittert und stumpf wie man es sonst weitverbreitet findet in deutschsprachiger „Punkmusik“.
5Swingin‘ Utters – Five Lesson Learned
Ich war 15 oder 16 als die Platte erschien. Man das war der Sound, den ich selbst spielen wollte.
Auch die Platten vorher hatten mich schon mehr als überzeugt, doch nun waren sie „meine Band“. Die sie bis heut sind. Bei den Jungs hatte ich nie Identifikationsprobleme. Sonst waren mir die meisten Ami-Bands zu amimäßig und ich blieb lieber bei den englischen Originalen, aber hier passierte etwas Besonderes. Eine Band mit echten Texten und ihrem eigenen Sound (auch wenn der natürlich auch englisch geprägt war). Ich glaube das ist die einizige Fat Wreck Band, von denen ich Platten im Regal hab.
Wir haben als Radio Dead Ones ein paar mal die Bühne mit den Jungs geteilt und stets wilde Parties zusammen gefeiert. Für mich eine Inspiration auf Lebenszeit. Swingin‘ Utters forever.
6Peter Tosh – Legalize It
Diese Platte wird gerade 40 Jahre alt. Für mich als großer Reggae-Fan ist dies, eine der wichtigsten Scheiben des Genres. Peter Tosh, immer etwas im allmächtigen Schatten seines Bandkollegen Bob Marley geblieben, ist für mich aber der wichtigste Reggae-Musiker ever.
Meine ersten Kiffererfahrungen waren sehr mit Reggae verknüpft, ich war jung und dieser positive, aber auch rebellische Vibe zog mich sofort in seine Bann. Zu DDR Zeiten hatte mein Vater ein paar geschmuggelte Reggae Platten zu Haus. Die waren heilig und ich durfte sie als Kind nur unter Aufsicht auflegen. Peter Tosh war auch dabei und ist somit essentieller Bestandteil des Soundtracks meiner Kindheit. Tosh war politisch, kämpferisch, ein souliger Sänger und vorallem ein wirklich großartiger Gitarrist. Er wurde ’87 ermordet.
An einem freien Sommertag häng ich gern irgendwo mit’ner Tüte, dieser Platte und’ner Gitarre rum.
7Ramones – Adios Amigos
Die letzte Platte, der „Fast Four“ aus NYC. 1995 erschienen und für mich eigentlich erst der Einstieg in das Ramones Universum. Das war also tatsächlich meine erste Ramones Scheibe. Ich glaub sie lief so ca. 1 Jahr lang jeden Tag. Mein Bruder und ich hatten Tickets für die Tour zu diesem Album (die letzte Tour), haben es aber nicht geschafft von Magdeburg nach Berlin zu kommen, da Schnee und Unwetter den Verkehr lahmgelegt hatten. Rammstein waren sogar Vorband. Wir trösteten uns damals damit, dass wir sicher waren sie würden sowieso noch mal auf Tour kommen. Die „alten“ Ramones entdeckte ich erst später, mir gefiel bei den „neuen“ Ramones der Druck. Das was sie damlas in den 70’ern berühmt machte, war ja dann in den 90’ern schon garnicht mehr so wild und schnell, darum mochte ich es sehr, dass sie auch etwas „moderner“ wurden.
Die Platte war damals ein Knaller und ist es 21 Jahre später immer noch für mich. „Life’s A Gas“ ist einer der genialsten Ramones Songs ever.
8SNFU – Fyulaba
Green Day trugen in den 90’ern SNFU Shirts und als Bravo-lesendes Kind machte mich das neugierig, was es mit dieser Band auf sich hat. Also besorgte ich mir das Album und fuhr nach Berlin, um sie mir live anzuschauen. Seitdem liebe ich diese Band und verknüpfe so viele Erinnerungen mit dieser Platte. Verrückte Texte, gutes Songwriting und eine irre Energie zeichnen das Album aus. Sehr inspierend, da Mr. Chi Pig (Gesang) eine Parallelwelt öffnet und den willigen Zuhörer in Absurditäten entführt, wobei ich nicht weiß, ob unsere Realität nicht eigentlich absurder ist. Ab auf’s Skateboard oder Fahrrad, Stöpsel ins Ohr und der Sonne entgegen.
9Manic Street Preachers – Generation Terrorists
Ich weiß nicht mehr wie ich auf MSP gestoßen bin. Sie waren einfach da und ich habe sie gefressen. Es muss wohl die ’94er Single „Faster“ gewesen sein, die mich auf MTV eingefangen hat. Ihre 2007er Platte „Send Away The Tigers“ und „Generation Terrorists“ halten sich die Waage auf meinem Plattenteller. Dennoch ist das Album „Generation Terrorists“ von 1992 etwas Besonderes und „Motorcycle Emptiness“ ist der absolute Hit der 17 Titel. Als ich sie neulich live gesehen habe und sie mit dieser Nummer das Set begonnen haben, hatte ich Pipi in den Augen. James Dean Bradfield (aber auch die anderen Bandmitglieder), der Sänger der Band, hat politisch und emotional so viel zusagen, dass ich auch immer etwas Beistand gefunden habe in seinen Platten, so wie wenn andere in die Kirche gehen. Obwohl nicht alle MSP Platten 100%ig meine Welle sind, will ich diese Scheibe jedoch allen ans Herz legen.
10The Clash – Give ‚em Enough Rope
Es dauert ca. 10 Sekunden bis ich die Gitarre in der Hand hab, wenn „Safe European Home“, (aktuelles Thema, obwohl fast 40 Jahre alt) der Opener, ertönt. Fuck, das Intro des Songs ist genial – so muss ein Punkrock-Album beginnen.
Zweites Highlight „Stay Free“; da lässt Mick Jones keinen Zweifel, dass er in der Band definitiv nicht nur der „zweite Sänger“ ist. So soulig … ich schau mir oft Videos von den Albumaufnahmen an – und bekomme immer noch Gänsehaut, wenn Mick Jones in diesem riesigen Studio steht und „Stay Free“ singt. So ein Smasher als zweite Platte, da war schon klar, dass The Clash nicht einfach nur eine Punkband von vielen waren.
Aber Achtung; eigentlich sind alle Clash Scheiben Pflicht.
[…] Elf Stücke umfasst das gute Stück und baut auf dem Fundament der Vorgänger auf. Sänger Bev gibt öfter das Mikro ab und damit sorgt die Band für mehr Klangvielfalt. Auch klingt die Band von […]