Am 16. Oktober startete die Itchy Poopzkid SIX-Tour mit insgesamt 24 Shows. Wir führten während des Konzertes im Stattbahnhof Schweinfurt am 17. Oktober ein Interview mit dem Trio Sibbi, Panzer und Max. So ging es um das neue Album SIX, die laufende Tour, Refugees und den Mainstream.
Interview mit Itchty Poopzkid
Gesang, Gitarre, E-Bass: Sibbi (Sebastian Hafner) (seit 2000)
Gesang, E-Bass, Gitarre: Panzer (Daniel Friedl) (seit 2000)
Schlagzeug: Max (Max Zimmer) (seit 2011)
AFL: Gestern hattet ihr Tourauftakt in Lindau, Schweinfurt ist die zweite Station von 24 Auftritten. Wie war der erste Abend, was erwartet ihr vom Rest der Tour?
Panzer: Generell haben wir sehr viel Lust auf die Tour und gestern war der erste Tag in Lindau und der war wie gesagt sehr gut. Ich war auch überrascht, denn ich habe dort einmal drei Tage Urlaub verbracht und in dieser Zeit nur Rentner gesehen und da hatte ich etwas Angst vor dem Konzert. Uns ist vorhin aufgefallen, dass wir vor 12 Jahren das letzte Mal in Schweinfurt im Stattbahnhof gespielt haben, als Support für die Bouncing Souls.
Max: Da war der Schlagzeuger unserer heutigen Supportband zwei Jahre alt.
Sibbi: Aber Sänger und Bassist schon drei – wirklich.
AFL: Im April 2015 erschien eure aktuelle Platte „SIX“. Mittlerweile ist ein knappes halbes Jahr vergangen. Wie blickt ihr auf die Zeit vor und nach dem Release zurück? Besondere Erinnerungen? War der Einstieg in die Top-10 der Albumcharts eine Überraschung?
Sibbi: Wir haben schon erwartet irgendwo in den Charts zu landen und im besten Fall besser als mit dem vorigen Album (Platz 27). Als es dann hieß, dass wir auf Platz fünf sind waren wir natürlich total geflasht. Wir hätten niemals gedacht, dass es so hochgeht.
Max: Die Zeit vor dem Release war schon ziemlich stressig weil wir neben dem Aufnehmen der Platte noch ein Buch geschrieben haben. Hinzu kommt die ganze Vorbereitung durch die eigene Plattenfirma, welche wir sozusagen selber am Hals hatten und nicht abschieben konnten. Dadurch kommt man dann schon in Stress und ist froh wenn das „Baby“ rauskommt.
Sibbi: Die Zeit danach war cool, weil wir hatten eine schöne Clubtour im Frühjahr und danach viele Festivals und jetzt eben diese große lange Tour. Wir freuen uns immer wenn wir viel live spielen dürfen.
AFL: Das Video zu „Dancing In The Sun“ stellt meiner Meinung nach die Kontraste in unserer Welt ziemlich deutlich dar. Hattet ihr Bedenken ob das Video zu „krass“ ist? Das Wal/Delphin-Schlachten wird in dem Video auch gezeigt. Was verbindet euch mit Seasheperd?
Panzer: Wir wollten damit auf jeden Fall provozieren und zum Denken und sich Selbsthinterfragen anregen. Negatives Feedback gab es eigentlich nicht, wobei mir gerade etwas einfällt: Unsere befreundete US-Band Zebrahead ist in Japan recht bekannt und hat ihrem dortigem Labelchef unsere Musik gezeigt, der fand das auch recht gut, bis die Stelle mit den Walfang Szenen kam. Jetzt denken die, wir mögen Japan nicht. Wir werden da wohl nie spielen.
Max: Zebrahead haben gestern in Japan vor 37 000 Leuten gespielt und wir sind heute in Schweinfurt im Stattbahnhof.
Panzer: Hier ist aber auch schön
Max: Hier ist glaube ich schöner.
Panzer: 2011 hatten wir mit einer anderen Wal- und Delphinschutzorganisation eine große Kampagne am Start (Sonar Sucks), bei der es um Unterwasserlärm ging. Es gab auch ein großes Protestkonzert in Berlin, großer Internetauftritt, Fernsehinterviews und allem Möglichen. Jetzt arbeiten wir seit einiger Zeit mit Seashepard zusammen die uns auch auf dieser Tour mit einem Stand begleiten. Wir finden sie cool und unterstützenswert!
AFL: Weil ihr ja einen gewissen Bekanntheitsgrad habt und euch näher am Mainstream befindet als viele andere Punk/Punkrockbands seid ihr für viele sicherlich der Einstieg bzw. Vermittler zum Punk/Punkrock. Wie steht ihr dazu? Wie findet ihr den Titel „Einstiegsband“?
Panzer: Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.
Max: Das finde ich interessant, ich hab mir dazu auch noch nie Gedanken gemacht. Aber wenn das so ist, dann können wir das doch so stehen lassen, oder? Ich meine irgendwie müssen die Kids ja herangeführt werden und wenn es eben mit unserem harten Crustpunk ist!
AFL: Was waren eure Einstiegsbands in Sachen Punk/Punkrock?
Panzer: Bei mir war es die Münchner Freiheit. Ist zwar keine Punkband, aber eigentlich schon. Danach folgten Die Toten Hosen und die Ärzte. Green Day, aber ich habe auch schon ziemlich früh The Clash und Social Distortion gehört.
Max: Punkrockmäßíg bin ich ein Späteinsteiger. Ich komm eigentlich aus dem Metall und Hardcore.
AFL: Ich kann mich noch an die guten alten MTV Zeiten erinnern und auch daran, dass ihr bei der Serie „Band Trip“ teilgenommen habt. Könnt ihr all denen die es noch nicht kennen, kurz davon berichten? Was mich besonders interessieren würde, Hand aufs Herz: Alles echt oder fürs Fernsehen inszeniert?
Max: Es war wirklich echt! Es war ja so, dass wir in der Serie gegen die Band Madsen aufgetreten sind. Beide Bands wurden dabei irgendwo hingeflogen. Wir hatten dabei wirklich keine Ahnung wohin es ging! Uns wurde die Augen zu gebunden und Kopfhörer aufgesetzt. Dann sind wir in irgendeinen Wald ausgesetzt worden ohne zu wissen in welchem Land wir gerade waren. Wir waren dann irgendwo ausgesetzt und Madsen eben ein paar Kilometer daneben.
Wir hatten kein Geld, keine Handys und nur ein Bus in den unsere Instrumente drin waren. Dann mussten wir über verschiedene Länder in Europa zurück nach Berlin. Dabei mussten wir in jedem Land eine Aufgabe erfüllen und beispielsweise in irgendeiner Location, einem Event oder auch auf der Straße ein Konzert spielen. Zugegebenermaßen wurde das Ende ein wenig spannender geschnitten als es wirklich war, aber es war wirklich alles echt und nichts fürs Fernsehen gestellt! Es war ne coole Sache, weil es das Bandleben gut widergespiegelt hat. Anfangs hat man ja auch nicht wirklich Geld und man möchte mit seiner Musik Leute erreichen und Shows spielen. So war es mit der Serie ja dann auch. Es war ne richtig coole Erfahrung. Ich würds NICHT nochmal machen!
Panzer: Haha mit den letzten Satz hast du alles zerrissen!
Max: Haha! Ne ernsthaft, es war richtig geil, aber nochmal machen muss ich es nicht unbedingt!
AFL: In Deutschland geht es zurzeit hoch her. Das Thema Asyl und Flüchtlinge beschäftigt das ganze Land. Leider kommt von vielen Seiten der Hass und Wut auf diese Menschen voll auf. Inwieweit beschäftigt ihr euch persönlich mit dem Thema „Flüchtlinge“? Seid ihr politisch aktiv?
Ich kann mir Sonntag schöneres vorstellen als bei einer Demo in ein Polizeikessel zu sitzen ohne irgendwas getan zu haben, aber es ist einfach wichtig Präsenz zu zeigen und man die Nazis nicht einfach machen lässt!
Panzer: Es ist schon so, dass ich auf ne Demo geh wenn bei uns zuhause was ansteht und Nazis aufmarschieren. Da ist es natürlich schon schön wenn 6.000 Gegendemonstranten auftauchen, um Stärke gegen Nazis zu sein. Es ist nicht immer angenehm. Ich kann mir Sonntag schöneres vorstellen als in ein Polizeikessel zu sitzen ohne irgendwas getan zu haben, aber es ist einfach wichtig Präsenz zu zeigen und man die Nazis nicht einfach machen lässt!
AFL: Seit und kennt ihr unterstützenswerte Vereine/Organisationen?
Max: Wir haben schon diverse Konzerte für Kein Bock Auf Nazis gespielt, was ja von den Jungs von ZSK gemacht wird.
AFL: Im Herbst wolltet ihr zusammen mit Atlas Losing Grip Spanien touren. Die Jungs haben euch leider absagen müssen. Hattet ihr auch ohne euren Tourpartner eine schöne Zeit? Wie kam der Kontakt zu Atlas Losing Grip zustande? Mit Rodrigo besser oder ohne?
Alle: Wir mussten leider absagen!
Panzer: Den Max sein Rücken war kaputt weshalb wir leider absagen mussten, aber wir holen das nach!
Max: Ja wir holen das mit Atlas Losing Grip auf jeden Fall nach auch wenn es vielleicht irgendwo anders im Ausland und nicht in Spanien sein wird. Wir haben gerade noch eine spanische Band mit auf Tour dabei mit denen wir nächstes Jahr dann auch in Spanien spielen werden.
Panzer: Ob Atlas Losing Grip mit oder ohne Rodrigo besser ist kann ich ehrlichgesagt gar nicht beantworte, weil ich die Band mit neuen Sänger noch nicht live gesehen hab. Wir haben mit Atlas Losing Grip schon ein paar Mal zusammen gespielt und haben uns da angefreundet.
Max: Anhören tut es sich jedenfalls schon einmal gut mit neuem Sänger. Natürlich ist es trotzdem schade, dass Rodrigo nicht mehr dabei ist, aber ich würde die Band deshalb nicht als gut oder besser beschreiben.
AFL: Ein Itchy Poopzkid Song lief ja in einen Suzuki Werbespot. Ist das nicht Punk-Verrat?
Alle: Nö!
Sebbi: Ich versteh jetzt nicht warum es Punk-Verrat sein soll. Die haben uns gefragt ob wir einen Song zum Werbespot beisteuern können und wir haben gesagt „Klar Dankeschön für das Geld ihr Blödies!“.
Max: Ne, wir haben uns im Vorfeld da klar auch Gedanken gemacht. Aber Suzuki war in diesen Fall eine Sache die für uns ok ging. Die haben in diesem Zeitraum zum Beispiel Rock Am Ring gesponsert. Die Band vor uns waren The Hives. Das war jetzt keine Damenbindenwerbung!
Sebbi: Wobei das auch geil gewesen wäre!
Max: Wir müssen einfach überlegen, ob es passt und Sinn macht! Natürlich würden wir es nicht für alles und jeden machen, aber wenn die Umstände passen wieso nicht! Uns ist es jetzt auch nicht wichtig, ob wir dabei jemand vor den Kopf stoßen. Wenn wir da Bock drauf haben machen wir es und wenn wir kein Bock drauf haben lassen wir es bleiben!
Sebbi: Und wenn jetzt Herr Nestle anruft und fragt ob er einen Itchy Poopzkid Song nutzen kann sagen wir Nö!
AFL: Ihr habt mit „How To Survive As A Rockband” ein eigenes Buch veröffentlicht. Was erwartet den Leser?
Max: Es wird einen auf jeden Fall viel Helfen wie man es besser nicht macht, haha! Wir haben schon viele Fettnäpfchen nicht ausgelassen. Und sind echt schon auch einige Pannen passiert. Aber aus Fehlern lernt man bekanntlich und sowas hilft einen auch immer weiter. Es sind schon viele Bands auf uns zugekommen und haben uns gesagt, dass sie sich in den Buch wieder erkennen! Es ist halt einfach ein Bandleben was sich von den anderen Bandleben nicht sooo unterscheidet.
AFL: Die letzten Worte gehören euch!!!
Alle: Besucht uns auf Tour, lest unsere Buch, verhindert Nazis und bleibt so wie ihr seit, nur anders. Let’s fetz!