Als ich das erste Mal den Namen CJ Ramone im Zusammenhang mit einem Soloprojekt vernahm, war mein erster Gedanke, dass sich dort wohl mal wieder einer daran macht die heilige Ramones-Kuh zu melken.
Schließlich unterlag man durch H&M-Shirts und so auch einer gewissen Prägung – schnell wurde mir aber klar, dass es sich bei Herrn Christopher Joseph Ward (wie CJ mit bürgerlichen Namen heißt) nicht um Leichenfledderei handelt, sondern an ein würdiges Andenken an die Kult-Kapelle von der Ostküste!
Seinerzeit stand er kurz vor der Veröffentlichung seines zweiten Solo-Albums „Last Chance To Dance“, welches mich echt beeindruckte.
Die Gründe hierfür waren nicht zuletzt der unüberhörbare Ramones-, wie auch die unterschwellig eingebrachte eigenen Klang…den ein gewisser Johnny Ramone im Übrigen wohl nie akzeptiert hätte.
Seit dieser beeindruckenden Leistung sind aber auch schon drei Jahre vergangen und so bin ich nun gespannt auf seine neue Veröffentlichung.
Auf dieser macht der Opener „Let´s Go“ dann auch direkt dort weiter wo der Vorgänger aufgehört hat und so freue ich mich bereits zu Beginn auf die noch folgenden elf Lieder.
Doch wie es mit der Vorfreude immer so ist, wird diese bei den beiden Folger bereits jäh gebremmst, denn diese verlieren nicht nur zunehmend an Tempo, sondern leider auch an den sonst eher typischen Ohrwurmmelodien.
So verkommen die Lieder fast zu Radioklängen, die zwar angenehm im Ohr erklingen, aber nicht das gewünschte Gefühl hervorrufen.
Bei „Girlfriend In A Graveyard“ erhält die Platte aber auch schon wieder Aufwind in Form von Tempo und Eingängigkeit. Wovon letzteres bis zum Ende der Platte ein konstanter Wegbegleiter ist.
An dieser Stelle möchte ich aber noch einmal drei Lieder besonders hervorheben:
- Zum Einen das Stück „Tommy´s Gone“ mit dem CJ nun auch seinem verstorbenen „Bruder“ Tommy ein Denkmal setzt…nachdem er Dee Dee, Johnny und Joey mit „Three Angels“ bereits auf „Reconquista“ gehuldigt hatte.
Im Gegensatz zu denen hatte er allerdings nie mit Tommy zusammen musiziert aber trotzdem verbannt die beiden bis zum Tod von Tommy im Jahr 2014 eine feste Freundschaft. - Und zum Anderen den Track „Pony“, denn dieses Tom Waits Cover wartet im Hintergrund mit eher ungewöhnlichen Klängen auf, für die niemand anderes verantwortlich ist als die Jungs von Mariachi EL Bronx (das Mariachi Nebenprojekt von The Bronx). Nicht zuletzt darum ist dieser Track mehr als hörenswert.
Und da wir gerade bei „Gastmusikern“ sind, möchte ich gleich mal auf die anderen Beteiligten eingehen, denn die haben es auch wieder mal in sich. So stellten Steve Soto und Dan Root von Adolescents sowie Pete Sosa von den Street Dogs den anderen Teil der Band und vor den Knöpfen saß neben CJ selbst auch noch der ehemalige Death By Stereo Bassist Paul Miner.
So hat CJ Ramone eine wirkliche Könner-Fraktion um sich gescharrt, was vielleicht zu guter letzt auch der Grund war, dass dieses Album so klingt wie es klingen sollte – ein souveränes Punkrock-Album ohne irgendwelche Experiment.
Und warum auch? Es gibt schließlich keinerlei Gründe Punkrock neu zu erfinden und so erklingen die 12 Songs auch passende 33 minuten. Somit hält CJ Ramone selbst diese goldene Regel des Punkrocks ein!
Ein Wermutstropfen bleibt allerdings und das ist der fehlende Tiefgang des Albums! Bis auf einige Ausnahmen wirken die Songs textlich doch sehr flach. Dieses liegt vielleicht daran, dass er die Songs innerhalb von zwei Wochen runtergeschrieben hat, aber ich hatte mir zumindest bei dem Titel und Cover-Artwork doch etwas anderes versprochen.
So fragen ich mich nun doch etwas beiläufig, was er uns dann damit sagen wollte.
Interpret: CJ Ramone
Titel: American Beauty
Format: Album
Vinyl, CD, Digital
Veröffentlichung: 17.03.17
Label: Fat Wreck Chords
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Tracklist:
1. Let’s Go
2. Yeah Yeah Yeah
3. You’ll Never Make Me Believe
4. Before the Lights Go Out
5. Girlfriend in a Graveyard
6. Tommy’s Gone
7. Run Around
8. Steady As She Goes
9. Without You
10. Be a Good Girl
11. Moral to the Story
12. Pony