Das Rock Your Holidays Festival in Neunkirchen fand dieses Jahr zu ersten Mal statt. Gedacht als Alternative für Jugendliche, die in den Schulferien zu Hause blieben, hat das Festival dieses Ziel wohl verfehlt. Denn man traf vor allem Szenegänger und Menschen, die weit jenseits der 20 waren. Auch war (erwartungsgemäß) an einem Mittwochabend nicht allzuviel los. Das tat der Freude vor Ort aber keinen Abbruch. Gegen Ende des Abends war dann auch vor der Bühne mehr los. Man kann der Neunkircher kulturgesellschaft jedenfalls nicht genug danken, es immer wieder zu versuchen, Jugendliche für gute Musik zu begeistern und abseits des Jazz- und Chansonprogrammes auch ein bisschen Gegenkultur vorzustellen. Ich freue mich darauf, wenn das kleine aber feine Festival in der Stummschen Reithalle nächstes Jahr seine Fortführung findet.
O Captain! My Captain hatten die schwierige Aufgabe, um 18 Uhr den Opener zu machen. Nun, das Publikum konnten sie recht einfach überzeugen, das bestand nämlich die erste Viertelstunde ausschließlich aus mir. Irgendwann kam auch die nette Kollegin von der Saarbrücker Zeitung (Bericht hier) hinzu. O Captain! My Captain, benannt nach dem berühmt gewordenen Ausspruch aus Club der toten Dichter (basierend auf einem Gedicht), habe ich bisher immer verpasst, da ihr gemütlicher Acoustic Folk Punk natürlich als Opener relativ gut geeignet ist und sie dementsprechend meist vorne im Line-up stehen. Ursprünglich als Duo der beiden Brüder Pascal und David Vicaria gegründet, ist O Captain! My Captain aus Wadern und Saarbrücken mittlerweile zu einer kleinen Band angewachsen. Ihr Folk in klassischer Punkbesetzung wird angereichert um Trompete, Mundharmonika und Melodica, allesamt, aber nicht gleichzeitig, gespielt von David. Besonders toll ist die angenehm klingende Stimme von Leadsänger Pascal. Gegen Ende des Sets füllt sich dann auch glücklicherweise der Platz vor der Bühne ein bisschen.
No Fun aus Nürnberg und Berlin sind gut drauf, befinden sie sich doch seit sie auf Tour sind, in einem Prank War mit Such Gold und präsentieren auch gleich ihr Furzkissen, das allerdings nur mit Mikrofon hörbar ist. Beeindruckend ist die Bühnenpräsenz von Sängerin/Gitarristin Andreya, die locker durch den Abend führte und auf der Bühne einfach nicht stillstehen konnte. Bassist Jens versuchte es ihr gleich zu tun, kommt aber nicht ganz mit. leider gab es technische Probleme, so dass der bass kurzfristig ausfiel und die Band so ihr Programm etwas kürzen musste. Zum Abschluss gab es Cheesecake, dazu hatte die Band auch ein witziges Video gedreht. Ihr energiegeladener Fun-Punk/Skate-Punk ist ein wunderbares Liveerlebnis. Auch die Platte How I Spent My Bummer Vacation ist recht gut, kommt allerdings nicht ganz an den Livesound heran. Eine sympathische Band!
Was man über The Uprising nur bedingt sagen kann. Die Berliner boten musikalisch soliden Melodic Punkrock mit einigen Referenzen an den 77er Punk und etwas Skatepunk. Am ehesten vergleichbar wohl mit Rancid ohne Ska-Einflüsse. Also musikalisch zumindest mal nicht schlecht. Was aber störte sind Sprüche über Heuballen, die durch die Halle wehen. Klar, wir wissen, das wir wenige sind, wenn man dann aber noch den mageren Rest des Publikums mit solchen Aussagen verscheucht, macht man sicherlich was falsch. Passt zum Klischee des arroganten Berliners, der der Dorfszene erklärt, wie es zu laufen hat. Naja, vielleicht auch nur ein Spruch zur falschen Zeit und ich tue den Jungs unrecht. Wer weiß? Beeindruckend: der Schlagzeuger hatte zwei Tage Zeit alle Songs zu lernen, da er erst kurzfristig als Tourbegleitung einsprang. Auch schön: Bandlogo mit Waschbär.
And now for something completely different… The Static Age sind keine Misfits-Coverband, sondern eine Post-Punk-Band aus Chicago, die schon seit 2002 ihr Unwesen treibt. Mittlerweile hat die Band fünf Alben draußen und ist unbedingt zu empfehlen. Irgendwo zwischen Progressive und Alternative Rock angesiedelt, erinnern mich ihre sphärischen Klänge ein bisschen an The Editors. Eher ruhige, melancholische Musik mit einer Stimme, die entfernt an Sting (als der noch cool war) erinnert. Musikalisch absolut beeindruckend, ist bei dieser Musik das Stageacting natürlich zweitrangig. Richtig toll!
Such Gold-Sänger Ben Kotin fiel bereits vorher durch seine Skate-Künste auf und tatsächlich klang die Musik auch so. Melodycore/Skatepunk at its finest und nach The Static Age quasi das Kontrastprogramm: absolut druckvoll und energetisch. Auch nette Typen, die natürlich auch ihren Prank War mit No Fun erwähnen und sich artig bei allen Bands bedanken. Aber auch bandintern werden Scherze gemacht. So haute der Bassist auch ab und an hinter die Bühne ab, so dass manche schon dachten, das irgendwas mit seinem Bass sei. Danach irritierte er damit den Sänger, der davon nix mitbekommen hatte. Schöne Show!
Headliner Pears hatten danach Pech, denn beim Soundcheck fiel der Strom aus und es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis zumindest der Stromkreislauf von der Bühne wieder zum Laufen gebracht wurde. das hieß: keine Beleuchtung im Rest der Reithalle. Mercher und Bierausschank mit Taschenlampen bewaffnet und auch der Toilettengang musste im Dunkeln statt finden. der Zeitplan war damit auch hinfällig. Die Band ließ sich davon nix anmerken. Mit witzigen Ansagen des Gitarristen präsentierten sie ein 30-Minuten-Set, bei dem man den Eindruck hatte, sie würden ihre Songs einfach dreimal so schnell spielen. Tatsächlich sind sie aber so schnell. Wobei ihre Liveshow schon etwas Hardcore-lastiger ist und sich eher an ihrem ersten Album orientiert als an den neuen Sachen, die über Fat Wreck Chords erschienen sind. Während der Gitarrist für die Ansagen zuständig ist, ist Sänger Zach Quinn für das Stageacting zuständig. Wie ein Derwisch heizt er über die Bühne und rennt auch gerne Mal durchs Publikum. Wie eine Mischung aus einem jungen Iggy Pop und einem genauso jungen Jello Biafra weiß er das Publikum genauso zu unterhalten, wie sein Kollge mit seinen durchwegs witzigen Ansagen. Hätte gerne mehr Actionshots gepostet, aber das Licht war für meine kleine Kamera leider ungeeignet.
Fazit: Das Rock Your Holidays Festival war ein wirklich wundervolles kleines Festival, das trotz geringem Besucheransturms hoffentlich seine Fortsetzung finden wird.
[…] Festivals statt. Über die erste Ausgabe wurde bereits in einem Review von mir berichtet (siehe hier). Seitdem hat sich einiges getan und dieses Magazin ist nun auch Sponsor der Veranstaltung. Für […]
[…] So fand im letzten Jahr auch zum ersten Mal das Rock Your Holidays im beschaulichen Neunkirchen (Saarland) statt. Und in dieser Erstausgabe ließ man es auch sogleich ordentlich krachen, denn schließlich hatte man mit Bands wie Pears, Such Gold, The Static Age, The Uprising, No Fun oder auch Oh Captain! My Captain! ein echt ordentliches Debüt-Line-Up hingelegt (unseren Bericht dazu findet ihr HIER). […]